Neue Perspektiven –Eindrücke vom CloudOps Summit 2013





 „Facing Complexity" – unter diesem Motto bot der CloudOps Summit 2013 den mehr als 100 TeilnehmerInnen eine ideale Plattform, um Erfahrungen auszutauschen und neue Perspektiven zu entwickeln.

Für mich ist die übergeordnete Botschaft der gesamten Veranstaltung, dass „Komplexität" nicht eine reine Steigerung von „Kompliziertheit" ist. „Komplexität" entsteht immer dann, wenn das Gesamtverhalten eines Systems selbst dann nicht eindeutig vorhersagbar ist, wenn vollständige Informationen über die Einzelkomponenten und deren Zusammenspiel vorliegen (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Komplexit%C3%A4t). Ein Zustand, der besonders dann im IT-Umfeld auftritt, wenn beispielsweise Menschen mit ihrem Verhalten ist Spiel kommen.

 

Diesen Aspekt hat Ashok Krish (Tata Consultancy Services) in seiner Keynote „Enterprise IT – from ugly to sexy" sehr treffend adressiert. Seine Ausgangsthese, dass sich in den letzten 10 Jahren die Art und Weise, wie Menschen die IT nutzen, massiv verschoben hat – von rational geprägten Nutzererwartungen (Enterprise IT) hin zu IT-Nutzungserfahrungen geprägt durch die private Nutzung von IT (Consumer Web). Vor diesem Hintergrund erscheint Enterprise-IT zunehmend als „hässlich". Krish gibt am Beispiel des TCS-internen Projektes „Vivacious Enterprise" 5 konkrete Empfehlungen, wie die Enterprise IT „sexy" gestaltet werden kann:

 

  • Wandlung des traditionellen Intranets in ein „Social Intranet" mit Personalisierungsfunktionen, um Informationen und Wissen besser zu teilen ( „Wissen kann nicht gemanaget werden, sondern muss sich selbst organisieren!"), Möglichkeiten zum Aufbau und zur Pflege einer eigenen Identität, Nutzung der intrinsischen Motivation beispielsweise durch „Gamification".
    Verdeutlicht wurde das Ganze am Beispiel des „Social Helpdesk" der TCS, in dem Incidents über die Community-Plattform gelöst werden. Die Komplexität von Problemstellungen wird u.a. dadurch beherrschbar, dass Lösungen selbstorganisiert im „Social Intranet" generiert werden.
  • Nutzen der „digital experience" der IT-Anwender durch eine entsprechende Bring-Your Own-Device-Strategie (Unternehmens-App-Store, Mitarbeiter können genau die Funktionalitäten nutzen,
    die sie gerade benötigen, Online-Applikationen ohne lokale Speicherung der Daten auf dem Device).
  • Open Source im Sinne des „Gebens und Nehmens" zum wechselseitigen Nutzen inklusive der Zielsetzung, „das Rad nicht immer selbst neu erfinden zu müssen".Nutzung von Cloud-Lösungen, um schnell und flexibel agieren zu können.
  • Do-it-Yourself-Kultur: "The future of IT will not be the IT department – the future will be each employee!"

Die anschließenden Lightning Talks präsentieren einen bunten Strauß an Themen:

  • "Time is the currency of IT", Hans-Christian Boos, arago AG: Da Zeit die Ressource ist, deren Begrenztheit direkt gefühlt wird, brauchen wir Lösungen, die es ermöglichen, Zeit in Maschinen zu speichern, beispielsweise in Form von Wissen.
  • "Enable2Cloud", Stephan Peters, Deposix Software Escrow GmbH: Die Cloud ist noch nicht endgültig in der Unternehmensrealität angekommen, nicht zuletzt aufgrund von Bedenken hinsichtlich Verfügbarkeit und Sicherheit von Applikationen und Daten, die in die Cloud gegeben werden, wenn ein Provider in der Cloud-Servicekette ausfällt. Ein vorgestelltes „Trusted-Party-Modell" kann hier Lösungen bieten.
  • "Processes do not have to kill you", Ute Riemann, SAP AG: Vorgestellt wird eine strukturierte Vorgehensweise zur Analyse und Bewertung von Risiken, um letztendlich auch kritische Prozesse kontrolliert in Cloud-Umgebungen abarbeiten zu können.
  • "You should not own a data center", Wendelin-Meyer-Wölck, e-shelter: Prinzipielle Vor- und Nachteile des Betriebs eines eigenen Rechenzentrums und wie auch ein kleines, schnell wachsendes Unternehmen an der Infrastruktur eines DAX-30-Unternehmens partizipieren kann.
  • "Innovation is not everything, it is the only thing", Sabine Brunswicker, Purdue University: Die Spielregeln von Innovation haben sich verändert – Innovation findet in zunehmendem Ausmaß nicht mehr innerhalb von Unternehmensgrenzen statt, sondern mehr und mehr in Online Communities (Open Innovation). „Taking ideas from outside in and taking ideas from inside out!". Damit verbunden ist neben der Notwendig Veränderungen in der Innovationskultur und in der internen Organisation von Innovation vorzunehmen eine steigende Komplexität durch Einbindung von Individuen und sozialen Netzwerken in die Innovationsprozesse.
  • "Verschiedene Cloud-Dienste aus Deutschland und der EU in Kombination als AWS-Konkurrenz", Thomas King, audriga: Erfahrungsbericht über die Nutzung von Alternativen zu
    US-basierten Cloud-Lösungen vor dem Hintergrund der geltenden Datenschutzregelungen. Ja – es gibt Alternativen, aber die Funktionalitäten sind über mehrere Provider gestreut, was insgesamt die Komplexität erhöht.
  • "How to create value through mergers and acquisitions ", Andreas Thümmler, Corporate
    Finance Partners: Unternehmenswachstum und Markterfolg durch die richtige Finanzierungsstrategie.

Die Video Streams der Keynote und der Lightning Talks können unter http://www.youtube.com/user/CloudOpsSummit abgerufen werden.

 

Am Nachmittag wurden in 3 parallelen Tracks die Themen

  • Operating Complexity,
  • Changing Business sowie
  • DevOps

präsentiert und diskutiert.

 

Da ich den Track „DevOps" moderieren durfte, kann ich leider nur Eindrücke aus diesem Track wiedergeben:

 

  • Harry McCarney, hack & craft erläuterte in seinem Vortrag „Programming humans" am Beispiel des „Mechanical Turk" (Fake eines schachspielenden Roboters aus dem 18. Jahrhundert) den Zusammenhang zwischen menschlicher und maschineller Wissensverarbeitung.
  • Die zentrale Botschaft des Vortrags von Andreas Hankel, Immobilienscout 24 "DevOps in trhe real world" war, dass sich Unternehmen in hoch dynamischen Wettbewerbsumfeldern, ausgehend von agilen Methoden in der Entwicklung und im Betrieb in allen Unternehmensbereichen agil aufstellen müssen, um die Agilitätseffekte umfassend nutzen zu können.
  • Dass das Problem agiler Entwicklungsteams heute nicht mehr die schnelle und flexible Bereitstellung von Infrastruktur und Entwicklungsumgebung ist, demonstrierte Jan Hentschel mit einer Live-Demo „Agile Virtualisierung leicht gemacht" eindrucksvoll am Beispiel Windows Azure. Darüber hinaus präsentierte Jan klare Entscheidungskriterien für und gegen Entwicklungsumgebungen in der Cloud.
  • Robert Misch, Gutefrage.de zeigte in seiner Präsentation „Agile Stabilität – oder: Wenn Operations agil wird" anhand einfacher und doch sehr wirkungsvoller Maßnahmen auf, wie unterschiedliche Geschwindigkeiten der Sprints zwischen agilen Entwicklungsabteilungen und einem
    agilen Betrieb synchronisiert werden können, damit auch in agilen Umgebungen ein stabiler IT-Betrieb gewährleistet ist.
  • Im Vortrag „Agile, ITIL, Cloud – Mit DevOps in die Zukunft" erläuterte Robert Michel, IBM Deutschland, dass etablierte Frameworks wie beispielsweise ITIL kein Hinderungsgrund sind, um in der IT Agilität zu erreichen. Etablierte Prozesse müssen nicht grundsätzlich neu definiert werden, sondern lediglich auf eine Verschiebung von Rollen und Verantwortlichkeiten aus dem Betrieb in Richtung Entwicklung geachtet werden.

Insgesamt habe ich aus der Veranstaltung für mich persönlich die folgenden Erkenntnisse mitgenommen:

  • Wir haben viel zu selten die Möglichkeit, im Rahmen von herkömmlichen Fachkonferenzen über den thematischen „Tellerrand" hinauszublicken. Der CloudOps Summit 2013 hat hier durch das Motto sowie durch die Vielfalt der interessanten Beiträge für mich neue Standards gesetzt.
  • Die „etablierte IT" muss sich viel intensiver mit den Möglichkeiten aktueller Web-basierter Technologien und aktueller Methoden auseinandersetzen, um den Ansprüchen eines Werttreibers für das Unternehmen gerecht zu werden.
  • Die damit einhergehende Zunahme von Komplexität darf nicht zu Ängsten und Abwehr führen, sondern kann und muss als Chance begriffen werden.
  • Eine Verweigerungshaltung oder zu starke Zurückhaltung in der Auseinandersetzung mit den präsentierten Technologien und Methoden schadet nicht nur dem Unternehmen, sondern vor allem der IT selbst.

Vor diesem Hintergrund freue ich mich schon heute auf den nächsten CloudOps Summit.

Next Generation IT Service Management

itSMF Deutschland e.V. Regionales Forum Rhein/Sieg, Mai 2013, Köln

 

Der Vortrag kann über das Kontaktformular angefordert werden.